Warum Kai den Muffin stahl

Wenn man jeden Tag in der Schule verbringt ,dann lernt man schnell wie grausam Kinder sein können. Da werden Spraydosen an Haare gehalten und angezündet, man schlägt sich oder man klaut. Diese Geschichte ist entstanden zum einen aus dem Impuls heraus zu zeigen wie schlimm es manche Kinder haben und zum anderen um zu zeigen wie grausam sie auf der anderen Seite sein können. Es gibt noch einen zweiten Teil den ich in den nächsten Tagen mal reinstellen werde. Freue mich auf eure Kommentare! :mrgreen:
Wenn Kai morgens früh aus dem Haus tritt, dann ist seine Reaktion immer dieselbe. Er lässt seinen Blick durch den Vorgarten wandern, vorbei an Mutters preisgekrönten Zuchtrosen, über die kleine braune Hundehütte in der Portos noch verschlafen in einer Ecke liegt, bis hin zum Gartentor das fast nicht mehr als solches erkennbar ist, da es über und über mit Efeu bewachsen ist. Dann stößt er einen großen Seufzer aus und geht schon fast widerwillig Richtung Straße. Er zählt die Schritte, bis er das Tor erreicht,…….13…….16…….20…….22…. Es sind stets 22 Schritte. Jetzt dreht er sich langsam um, hebt die Hand und winkt seiner Mutter die auf der Terrasse steht, um ihn zu verabschieden. Kai verabschiedet sich nicht immer von seiner Mutter manchmal, wenn er ganz sauer ist, geht er einfach weiter und achtet genau darauf, dass er das Gartentor laut ins Schloss fallen lässt, damit Mutti es auch ja mitbekommt. Heute aber schließt Kai leise das rankenüberwucherte Tor und geht langsam Richtung Bushaltestelle. Sein Bauch rebelliert schon, seit er aufgewacht ist. In regelmäßigen Abständen zwicken seine Eingeweide so sehr, dass er zusammenzuckt. Schon kann er die Bushaltestelle von Weitem sehen und panisch wird ihm klar das er vergessen hat die Schritte vom Tor aus zu zählen. Er weiß natürlich das es genau 46 sind trotzdem ist er schockiert das es ihm entfallen ist zu zählen.
„Der Tag kann nicht schlechter anfangen”, denkt Kai, und als er an der Haltestelle ankommt, wird ihm übel. Noch ist er allein, die anderen kommen erst in 30 Minuten. Kai hat sich angewöhnt lange vor den anderen an der Bushaltestelle zu stehen. Seiner Mutter hat er erzählt, er würde so früh losgehen um sich mit seinen Freunden zu treffen, die Wirklichkeit ist für Kai aber viel schlimmer. Er muss so früh hier sein, aus dem einfachen Grund, weil er Angst hat. Angst vor der Busfahrt, Angst vor den Pausen und schreckliche Angst vor dem letzten Klingeln der Schulglocke.
Kai muss früher hier sei, weil ihn seine Gedanken quälen. Was passiert heute? Warum passiert es mir? Warum hört es nicht auf? Was soll ich tun, wenn es passiert? Wie ein Karussell drehen die Gedanken immer wieder ihre Runde in Kais Kopf.
„Ich könnte die Schule schwänzen”, denkt er kurz. „Heute würde ich nur Sport, Mathe, Bio und zwei Stunden Englisch verpassen. Das kann ich nachholen.”
Kurz verspürt Kai Erleichterung, dann kommt ihm der Gedanke wie enttäuscht Mutter von ihm wäre, wenn die Schule zu Hause anrufen würde, außerdem was bringt es ihm heute der Schule fernzubleiben? Morgen muss er auf jeden Fall wieder dort sein. Wieder meldet sich sein Magen zu Wort und spült in Windeseile die gerade gewonnene Erleichterung fort. Kai würgt kurz und fühlt sich mit einem mal hundeelend. „Vielleicht bringt mich Mami zum Arzt, wenn ich jetzt gehe und dem erzähle ich, ich hätte eine schwere Krankheit. Dann müsste ich doch ins Krankenhaus und könnte aus der Schule bleiben.” Noch während der Plan in Kais Gedanken eine feste Form annimmt, nähern sich 3 Jungen der Bushaltestelle. Kai nimmt sie erst wahr, als sie sich demonstrativ vor ihm aufbauen.
„Na du kleiner Spasti, ist so ein Montag nicht herrlich?”
Kai fährt erschrocken zusammen. Sein Plan beim Arzt eine vielleicht lebenslange Schulverbotsbefreiung zu erwirken löst sich mit einem Schlag in Luft aus. Sein Gegenüber Sven, grinst hämisch als wüsste er genau, was gleich passieren wird.
„Wow seht euch das an Jungs, unser kleiner Freak sieht ja heute wieder besonders scheiße aus!”
Eigentlich sieht Kai aus wie immer. Er trägt eine rote Cordhose und einen schwarzen Pullover. Den hat seine Oma ihm letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt. Kai liebt diesen Pulli und würde ihn am liebsten gar nicht mehr ausziehen aber seine Ma besteht darauf, denn schließlich müsse der Pulli ja auch mal gewaschen werden. So kann sich Kai jedes Mal darauf freuen, dass sein Pulli frisch duftend aus dem Trockner kommt und das ist ins Kais Augen auch schon was wert.
“Ok du weißt ja, wie das abläuft, Idiot”, sagt Sven und stößt Kai mit einer Handbewegung ein Stück von sich fort.
„Du sorgst heute in den Pausen mal wieder für unsere Belustigung. Nachdem du uns am Freitag schon so gut unterhalten hast, bin ich mir sicher das dir unser heutiges Vorhaben gefallen wird!”
Kai schluckt und beginnt hektisch seine Brille zurechtzurücken. Nur allzu gut erinnert er sich an den letzten Freitag und an die von Sven gestellte Aufgabe. Diskriminierend war sie, grausam und abscheulich in de Augen des 12jährigen Kais.
Sven, Jochen und Simon hatten ihn gezwungen auf sein Butterbrot zu pinkeln. In der ersten großen Pause, nach dem Englisch Unterricht hatten sie Kai abgefangen und ihn auf die Toilette begleitet, wo er von ihnen unter Tritten und Schlägen dazu gezwungen wurde, seine Hose zu öffnen und auf sein Käsebrot zu pinkeln. Während Jochen und Simon lachend das Geschehen mit der Handykamera filmen, lässt es sich Sven nicht nehmen noch einmal auf das Brot zu spucken. Das würde dem ganzen mehr Würze verleihen mein er.
Essen muss Kai das Brot an diesem Tag nicht mehr, Sven begnügt sich damit ihm noch einen kräftigen Schlag auf den Hinterkopf zu geben, bei dem Kai seine Brille verliert. Während die drei Jungs grölend das Jungenklo verlassen, robbt Kai auf dem feuchten Boden herum und sucht seine Brille. Schüler, die das Ganze mitverfolgen lachen über ihn, oder ignorieren den Jungen einfach. Lediglich ein Schüler aus der Oberstufe erbarmt sich zu einem Kommentar, in dem er kurz an der Klotür stehen bleibt, den Kopf schüttelt und meint: „Was eine Sauerei.” Ob er die Aktion von Sven und seine Freunden meint oder einfach nur angewidert von Kai ist weiß dieser nicht. Mit nasser Hose, zitterndem Körper und tränenverhangenem Gesicht geht Kai zurück in den Klassenraum. Er hat sich kaum hingesetzt, als auch schon die ersten Mitschüler leise anfangen zu nuscheln und zu lachen. Als ein paar Minuten später Frau Berbaum in den Raum kommt und sich über den Geruch wundert, bringt Jasmin es auf den Punkt.
„Wenn sie sich über den Geruch wundern, Frau Berbaum, das ist Kai. Er hat sich wohl in die Hose gemacht!” Alle lachen laut, Frau Berbaum rügt Jasmin und Kai……..Kai weint leise in sich hinein und schämt sich so sehr.

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