Drachenstarke Abenteuer Kapitel 4

Ich liebe meine Mutter! Das ist die beste Strafarbeit die sie mir hätte aufbrummen können.
Drachen, Drachen und noch mehr Drachen. Schade dass die Aufgabe nicht sehr lange dauert. Wir sind schon fertig und kommen gerade aus der letzten Höhle und das erste was ich sehe ist Rauch. Dicker, schwarzer Qualm liegt auf einer der Lichtungen, auf genau dieser Lichtung liegt unser Dorf! „Milyana da!“, ich zeige meiner Schwester den sich immer weiter verdichtenden Qualm und die Erleichterung von der endlich erledigten Aufgabe wich dem Schock. Ein kurzer Blickwechsel und schon sitzen wir in den Sätteln und sind unterwegs Richtung Dorf. Das kann nicht wahr sein, das halbe Dorf steht in Flammen. Überall laufen die Dorfbewohner in Panik vor Banditen und Räubern davon, aber nicht mehr alle sind auf den Beinen. Auf dem großen Dorfplatz liegen schon Leichen. Ich kann es nicht fassen, dabei lebten wir solange in Frieden. Das Kämpfen können wir doch nicht verlernt haben. Wieso verteidigen sie sich nicht? Nein, die Waffenkammer, sie brennt lichterloh! Ohne Waffen sind wir verloren. Erst durch Milyanas drängendes Pfeifen merke ich das wir längst gelandet sind. Sie springt schon von ihrem Drachen und kramt in ihrer Satteltasche bis sie Waffen, Schwert und Speer, hervorholt. Auch ich springe mit einem Satz von Polarlicht, schnappe mir mit einem äußert mulmigen Gefühl meinen Speer und bevor ich auch nur eine weitere Reaktion zeigen kann, läuft Milyana Richtung Dorfplatz. Dabei mäht sie alle Feinde nieder die ihr vor die Schwertspitze geraten.


„Milyana, warte!“ Natürlich hört sie nicht. Sofort laufe ich ihr hinterher und was ein herzlicher Empfang. Mir kommen gleich zwei Banditen entgegen, was mach ich den jetzt? Langsam weiche ich zurück, gegen die hab ich keine Chance. Okay, ganz locker. Ich hab meinen Speer, ich kann das! Ohne weiter darüber nachzudenken, werfe ich meinen Speer Richtung Gegner, welcher gerade seinen Kampfesschrei ertönen ließ. Die Speerspitze blitzt in der Sonne noch einmal auf und der Schrei des Mannes verwandelt sich in ein seltsames Schluckgeräusch. Er sackte zusammen und ein langes Rinnsal Blut fließt über den Boden. Der Mann der ihm am nächsten stand, blickt zuerst erschrocken auf die Leiche und dann richtet er seinen Blick wutverzerrt auf mich. „Das, Mädchen, war ein großer Fehler. Du hast meinen Bruder getötet und es wird mir eine Freude sein ihn zu rächen. Du wirst Höllenqualen leiden!“ Langsam kommt er auf mich zu, wechselt die Richtung und will mich treiben. Immer weiter weiche ich zurück, denn meine einzige Verteidigung steckt in seinem toten Bruder. Plötzlich stoße ich mit dem Rücken gegen etwas Hartes und komme nicht weiter. Der Räuber lacht höhnisch. „Tja, meine Liebe. Was ist wohl schmerzvoller? Der Tod durch mein Schwert oder gefressen von einem Drachen?“ Drache? Ich weiß das es Polarlicht sein muss die hinter mir steht. Der Schmierbolzen hat ausgelacht, jedoch fange ich nun siegessicher an zu Grinsen.
„Was grinst du so blöd? Ich habe gewonnen?“
Ich lache auf, will ihn verspotten. Schließlich hat er wehrlose Menschen, meine Freunde, getötet. „Bist du dir sicher? Ich stehe zwar mit dem Rücken zur Wand, aber sie hat einen Namen. Darf ich vorstellen? Das ist Polarlicht, sie ist, nur um das klar zu stellen, meine beste Freundin und dein Ende.“ Nun weicht er zurück, denn er hat verstanden dass sie mir nie etwas tun würde, doch er kommt nicht weit. Bevor er auch nur zwei weitere Schritte macht, hängt er im nächsten Baum. „Danke Polarlicht.“ Doch mehr Zeit bleibt mir nicht, um mich herum herrscht Chaos und Verderben. Todesschreie lassen die Luft erzittern. Ich muss Milyana finden! Langsam schleiche ich mich durchs Dorf, Polarlicht direkt hinter mir. Unauffällig ist eigentlich anders und so schaffen wir es unbemerkt bis zur nächsten Hauswand um uns hinter ihr zu verstecken. Ich bin immer noch lange keine Kämpferin auch nicht mit Drachen. Nicht so wie Milyana. Eine Stunde reicht nicht aus, lange nicht. Aber ich helfe niemandem mehr wenn ich den Toten auf dem Dorfplatz Gesellschaft leiste. Plötzlich bemerke ich ein Ziehen an meinem Fell und wirbele mit erhobenem Speer herum, bereit die spitze im nächsten Körper zu vergraben. Und ich blicke Polarlicht ins Gesicht. Drängende Augen starren mich an. Ich weiß genau was sie will und es gibt Zeiten, Situationen in denen wäre ich darauf eingegangen. Aber nicht hier und nicht jetzt. „Nein, Polarlicht. Wir können nicht einfach gehen und alle anderen im Stich lassen!“
Sie schnaubt, will mich packen doch ich weiche zurück. „Ich weiß dass du mich beschützten willst, aber ich kann nicht. Wir können nicht. Und jetzt komm. Wir müssen Milyana finden!“
Es scheinen immer mehr Räuber und immer weniger Kantianer zu werden doch hinten, am Zelt der Dorfältesten sehe ich einen grünen Umhang schimmern. Milyanas Umhang. Sofort laufe ich los, denn sie sitzt in der Falle. Umzingelt von dunklen Gestalten, die ihr nicht gerade freundlich gesinnt zu sein scheinen. Auch ich muss mich durch eine halbe Armee wühlen um sie zu erreichen. Die Angreifer kommen wie aus dem Nichts aus allen ritzen gekrochen und schleichen sich bedrohlich näher. Vier, Acht, Zehn? Ich weiß nicht wie viele es sind. „Das schaffe ich nicht“, wispere ich und weiche wieder zurück.
„Na Süße. War wohl nichts mit deiner Rettungsaktion!“.
„Was?“ Meine Stimme zittert schlimmer als Espenlaub.
„Du glaubst doch nicht wirklich das du dich unbemerkt durchs Dorf geschlichen hast mit dem Riesenvieh hinten dran oder? Selbst wenn die zu groß geratene Echse nicht in der Sonne funkeln würde. Du dummes Gör.“ Mit einem dreckigen Grinsen kommen sie langsam näher und mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Doch Polarlicht schiebt sich dazwischen und schirmt mich ab.
„Ach wie niedlich. Braucht die Kleine Hilfe von ihrem Schmusetier? Na kommt Männer, lasst uns in wenig Spaß haben!“ Er bekam ein lautes Grölen zur Antwort und ich wusste das ich den nächsten Morgen nicht mehr erleben würde wenn mir nicht schnell etwas einfällt. Polarlicht würde mit denen zwar fertig werden, doch es wurden mehr, immer mehr. Die hatten doch irgendwo ein Nest. Bis Milyana war es am Boden noch ein weiter weg, den können wir uns nicht durchkämpfen. Fliegen geht auch nicht, Polarlicht ist zu groß um dort hinten zu landen. Wenn wir es versuchen werden wir auch unserer eigenen Leute verletzten. Das können wir nicht riskieren.
Mit einem Gebrüll das man bis in die Drachenhöhlen hören konnte stürzen sie sich auf uns. Polarlicht brüllt zurück und verteilt Schwanzhiebe, auch ich versuche zu kämpfen so gut es geht, aber ich habe nur Augen für meine Schwester – ihre Lage spitzt sich immer weiter zu. Ich muss ihr helfen. Komm schon Njura, denk nach!
„Polarlicht, ich muss zu Milyana!“, fragend sieht mich mein Drache an, er versteht nicht was ich meine. Natürlich nicht, wir haben diesen kleinen Trick auch noch nicht oft geübt. Er hat noch nie funktioniert und trotzdem ist es meine einzige Chance, meiner Schwester zu helfen. „Flügelschlag!“ Sie weiß was ich meine, ihre Augen hellen sich auf, trotzdem bleibt eine stille Frage zurück.
„Es ist die einzige Möglichkeit die wir haben. Vertrau mir, das klappt schon!“, versuche ich ihr Mut zu machen und entwaffne dabei einen Banditen der sich hinter meinen Rücken geschlichen hatte. Und ich verstehe das was Milyana mir gestern versucht hat beizubringen. 
Nicht denken, handeln. Dann kommt das Können von ganz allein.
Polarlicht macht mir Platz indem sie eine Reihe feindlicher Männer mit ihrem Schwanz quer durchs Dorf fegt und legt ihren Flügel flach auf den Boden. Ich gehe ein paar Schritte zurück um genug Anlauf zu nehmen und laufe los, einfach ohne nachzudenken. Das Einzige was ich mir sage ist: 
Hab Vertrauen! Vor dem blau schillerndem Flügel springe ich ab und kurz bevor ich darauf lande, reißt Polarlicht diesen nach oben und schleudert mich damit in Richtung Kampfgetümmel. Mitten in einen Kreis übellauniger und toter Banditen. Naja, an der Landung müssen wir nach der Dorfrettung arbeiten, denn ich lande auf zwei Räubern direkt vor Milyanas Nase. Naja, eigentlich nett mich aufzufangen und mit einem zögerlichen: „Hallo“, rappele ich mich auf. „Njura! Was tust du hier? Bring dich in Sicherheit!“, schreit sie mich an.
„Nein, ich lass dich nicht im Stich. Außerdem ist das hier auch mein Zuhause. Ich werde helfen es zu verteidigen ob es dir passt oder nicht!“
Sie weiß das ich genauso stur sein kann wie sie also nickt sie mir kurz zu und dreht sich um, denn wir sitzen echt ziemlich in der Tinte. Umzingelt von einem Haufen Barbaren sehe ich schon fast unserem Tod ins Auge, aber ich darf nicht aufgeben. Nein, wir schaffen das. Gemeinsam!

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